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Freitag, 21. Mai 2010

„Und es erinnert mich jeden Kleinigkeit an sie. Wenn ich die Platten sehe, die Bilder an der Wand, noch nicht mal die Fotos, verstehst du! Allein die Bilder, die wir zusammen ausgesucht haben.
Alles schreit ihren Namen, alles schreit nach ihr.
Manchmal frage ich mich, was sie eigentlich mehr vermisst; meine Seele oder meine Augen, die sie nicht mehr sehen können, die sie nicht mehr suchen, zwischen all den anderen auf irgendwelchen Partys oder bei den Lesungen. Und der Mund! Er kann ihren Namen nicht mehr aussprechen, ohne dass seine Winkel im nächsten Moment nach unten wandern.
Ich vermisse jede Kleinigkeit. Alles, was mir früher unwichtig, gar lästig schien, ist jetzt das, was mich zum Heulen bringt.
Man könnte das alles positiv sehen. Hey, ich habe jetzt am Morgen eine halbe Minute länger, weil ich nicht ihre Kaffeetasse wegräumen muss! Aber ich vermisse es so. Ich vermisse es, ihre Haare aus dem Abfluss zu sammeln, ich vermisse es, die U-Bahn ihretwegen zu verpassen, ich vermisse es, das Bettlaken jeden Morgen nicht verknüllt vorzufinden.
Und niemand versteht mich.
Ich glaube, es wäre leichter, die Trauer mit jemanden zu teilen, aber ich kenne niemanden, der sie ansatzweise so sehr geliebt hat, wie ich es tu.
Alle reden davon, dass sie mich verstehen. Dass ich meine Zeit bräuchte und dass es besser wird. Aber was soll besser werden? Das ist keine frustrierte Frage, ich will nur Klarheit: Für was lebe ich, wenn nicht für sie? Und wieso sollte ich die Zeit nutzen, die mir die Menschen gütigerweise schenken, damit ich mich wieder fangen kann? Wie kann ich „zu mir selbst“ finden, wenn der beste Part von mir gegangen ist?Wie kann ich weitermachen, wenn ich im Kreis renne und es kein Ziel gibt?
Und wieso sagen sie alle, es tue ihnen leid, wenn sie nicht wissen, was MIR leid tut?!
Mir tut leid, dass ich so oft so unehrlich zu dir war. Dass ich dich belogen habe, dass ich dich hintergangen habe. Dass ich nicht meine gesamte Aufmerksamkeit dir gespendet habe, wenn es dir wichtig war. Dass ich deine Hand nicht gehalten habe, als du sie mir hingehalten hast. Dass ich gelacht habe, als du über deine Träume gesprochen hast. Dass du mit mir nie richtig über den Tod reden konntest.
Und dass ich dir nie gesagt hast, dass du mich glücklich gemacht hast.
Dass du mein Glück warst.
Bist.“

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